TFZ und LandSchafftEnergie veranstalten Infotag zum Thema Energiewald
Hackschnitzel aus Pappel

Hart/Laberweinting, 19.03.2015: Rund 40 Interessierte haben sich am Dienstag (17. März) im Waldgasthof Hart in der Nähe von Laberweinting zum Thema Energiewald informiert. Organisiert wurde der „Infotag Energiewald“ vom Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ) in Straubing sowie vom Beraternetzwerk LandSchafftEnergie. Energiewald ist nicht ein Wald im herkömmlichen Sinn, sondern es handelt sich um Kurzumtriebsplantagen (KUP) mit schnell wachsenden Baumarten, die eine alternative Quelle für Energieholz sein können.

Die ökologischen Vorteile von KUP-Flächen im Vergleich zu intensiver landwirtschaftlicher Nutzung stellte Martina Zacios von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) anschaulich dar: „KUP-Plantagen werden weniger bearbeitet und seltener befahren. Ein weniger verdichteter Boden lässt sich von Pflanzen und Tieren besser besiedeln, Wurzeln lockern den Boden auf und verbessern so den Stoffumsatz sowie seine Wasserspeicherfähigkeit.“ Auch für das Grundwasser seien KUP-Plantagen von Vorteil: „KUP-Flächen vermindern den Nitratgehalt im Grundwasser. Auch Boden- und Winderosion werden verhindert“, ergänzte die Referentin von der LWF.

Ob sich eine Fläche für KUP eigne, hänge vor allem von der Wasserversorgung (Niederschlag und Grundwasserversorgung) ab, erklärte Markus Wiesbeck, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sachgebiet Biogene Festbrennstoffe am TFZ. So seien nur Flächen geeignet, auf denen jährlich im Durchschnitt mehr als 600 mm Niederschläge fallen. Die Setzlinge – meist von der Pappel oder Weide – werden Ende März bis Mitte Mai gepflanzt. Da bei jungen Wurzelstöcken viel Unkraut sprieße, wird empfohlen, im ersten Jahr Bodenherbizide einzusetzen. Geerntet wird dann üblicherweise nach drei bis zehn Jahren im Winter außerhalb der Vegetationsperiode. Nach der Ernte treiben die Wurzelstöcke wieder aus und es kann mehrmals ohne eine erneute Aussaat geerntet werden.
Wolfram Kudlich, Geschäftsführer der Wald 21 GmbH, gab den anwesenden Landwirten viele praktische Hinweise für den KUP-Anbau. Er ging dabei auf die verschiedenen Varianten von Setzlingen ein und erklärte die Vor- bzw. Nachteile eines frühen bzw. späten Aberntens. Kudlich führte aus, wie wirtschaftlich KUP-Plantagen sind, wobei jedoch nicht die Größe der Fläche entscheidend sei: „Schon kleine Flächen von 0,5 bis 0,75 Hektar rechnen sich. Beim derzeitigen Hackschnitzelpreis und den aktuellen Ertragserwartungen können gute Deckungsbeiträge erzielt werden“, ermutigte der KUP-Experte die anwesenden Landwirte zum Anbau von KUP. Mit geeigneten Pappelsorten sind pro Jahr Trockenmasseerträge von acht bis zwölf Tonnen pro Hektar möglich.
Rainer Bielmeier vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Straubing skizzierte in seinem Vortrag die rechtlichen Rahmenbedingungen von KUP. Im Landkreis Straubing-Bogen ist die Genehmigungsbehörde für KUP das AELF Straubing.

Im Anschluss an die Vorträge besichtigten die Teilnehmer des TFZ-Infotags Energiewald eine rund einen Hektar große Energiewaldfläche von Tobias Ritschel in Hart. Auf seiner Fläche pflanzte er drei verschiedene Sorten von Pappelstecklingen, die innerhalb von nur drei Jahren sieben Meter hoch gewachsen sind. Ritschel zeigte sich sehr zufrieden mit dem Aufwuchs seines Energiewaldes.

Zur KUP-Thematik hat das TFZ ein Projekt gestartet: Dafür werden im Landkreis Straubing-Bogen Landwirte gesucht, die auf ihren Flächen Energiewald anpflanzen. Als Projektpartner garantiert das TFZ den Flächeneigentümern, die Hackschnitzel zu einem vertraglich festgelegten Preis abzunehmen. Der Brennstoff wird hinsichtlich Qualität und Wassergehalt usw. untersucht und dann im TFZ-Heizwerk, das den gesamten Campus des KoNaRo – Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing mit Wärme versorgt, thermisch verwertet. In diesem Forschungs- und Demonstrationsprojekt werden u.a. die Brennstoffqualität der Hackschnitzel, deren thermische Verwertung in kleinen und großen Feuerungen und die dabei entstehenden Emissionen wissenschaftlich untersucht und der Öffentlichkeit demonstriert. Mit den so gewonnenen Erfahrungen sollen Handlungsempfehlungen mit dem Umgang von KUP-Hackschnitzeln in Hackschnitzel-Heizwerken, aber auch für den Privatgebrauch in Kleinfeuerungsanlagen ausgegeben werden. Eine langjährige enge Zusammenarbeit verbindet das TFZ mit der u.a. für KUP-Anbaufragen zuständigen LWF. Beide sind Forschungseinrichtungen des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.