Anbauhinweise Körnerhanf

Sortenwahl

  • es sollte beachtet werden, dass unter bayerischen Anbaubedingungen die Körnerreife erreicht wird, frühreife Sorten mit einer Vegetationsperiode von 100 bis 120 Tagen erfüllen diese Bedingung problemlos
  • je höher die Pflanze, umso mehr Biomasse/faseriges Material muss durch den Mähdrescher, dies führt zu Limitierung der Druschleistung [6]
  • Sortenbeispiele mit Ergebnissen aus TFZ-Testanbau 2019 und Projekt OptiHemp 2020–2022:
    FINOLA: kurzwüchsig, sehr gute Druschfähigkeit, Neigung zu hohen THC-Gehaltent
    Uso 31: mittelwüchsig, nur bei entsprechender Erntetechnik empfehlenswert
    Earlina 8 FC: mittelwüchsig, nur bei entsprechender Erntetechnik empfehlenswert
    Henola: mittelwüchsig, nur bei entsprechender Erntetechnik empfehlenswert, hoher Anteil großer Körner

Saat

  • Saatstärke: 5 bis 30 kg/ha oder 80 bis 100 keimfähige Körner pro m2; je höher die Aussaatmenge, umso schneller die Unkrautunterdrückung, allerdings lassen sich hohe Erträge auch mit niederen Aussaatmengen erzielen [4]
  • Reihenweite: 25 bis 45 cm; bei Reihenabständen > 30 cm wird, aufgrund des späten Reihenschlusses, eine mechanische Unkrautregulierungsmaßnahme mit der Hacke empfohlen; insbesondere bei kleinwüchsigen Sorten [5]
  • Saattiefe: 3 bis 4 cm; zu tiefe Ablage führt zu lückigem Feldaufgang, bei zu seichter Ablage besteht die Gefahr von Vogelfraß oder der Austrocknung des Saatkorns [2]
  • Aussaat: etwa ab Mitte April bei einer Bodentemperatur von 5 bis 10 °C; Hanfkeimling ist bis zum Fünfblattstadium gegenüber Temperaturen von weniger als -5 °C empfindlich [2] [3]
  • Technik: Getreidedrille, nur jede zweite Säeinheit offen; Einzelkorn, nicht bei kleinkörnigen Sorten mit einem TKM (TKM = Tausendkornmasse) < 12 g oder einem hohen Fremdbesatz

Pflege

  • bei richtiger Bestandsführung sind beim Körnerhanf keine chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen erforderlich
  • für Nutzhanf sind in Deutschland bisher keine Pflanzenschutzmittel zugelassen
  • hinsichtlich der Unkrautregulierung ist es wichtig, dass dem Hanf durch eine optimale Aussaat günstige Startbedingungen für eine rasche Jugendentwicklung bereitgestellt werden

Düngung

  • Düngeform und Düngezeitpunkt: Mineraldüngung kann vor, zur oder nach der Aussaat erfolgen; organische Düngung sollte im Frühjahr vor Aussaat stattfinden [2]
  • Stickstoffbedarfswert: 160 kg/ha für Hanf als Faserpflanze, für Nutzungsrichtung Körner liegen bisher keine gesonderter Bedarfswert vor [1] [7]
  • Düngung TFZ-Testanbau 2019: Stickstoffangebot von 126 kg/ha war für diese Nutzungsrichtung ausreichend (Nmin 66 kg/ha plus 60 kg/ha mineralischer Stickstoff)
  • Stickstoffsteigerungsversuch im Projekt OptiHemp von 2020–2022:
    Der Kornertrag stieg bei steigender verfügbaren Stickstoffmenge bis 240 kg N/ha an. Allerdings wurde ab einer Düngemenge über 160 kg N/ha der im Boden vorrätige Stickstoff nicht mehr vollständig umgesetzt. Stickstoffverluste sind die Folge. Mit 160 kg N/ha wurde am TFZ ein Kornertrag von durchschnittlich 15,4 (Finola), 10,6 (Earlina 8 FC) und 10,6 dt TM/ha (Henola) erreicht. Der Strohertrag lag bei 29,2 (Finola), 55,0 (Earlina 8 FC) und 49,0 dt TM/ha (Henola).

Ernte

  • Erntefreigabe: unter normalen Wachstumsbedingungen ist Nutzhanf bis mindestens 10 Tage nach dem Ende der Blüte weiterzupflegen und darf erst beerntet werden, wenn Freigabeschein von BLE erhalten wurde oder die Kontrolle durchgeführt wurde (für weiterführende Informationen siehe „Rechtliche Regelungen“)
  • Druschtermin: ab Samenreife, erkennbar am „Rascheln“ der Samen in der Samenhülle, Stängel noch grün, entspricht einer Samenreife von ca. 70 %
  • Technik:
    Mähdrescher: hier können zu hohe Wuchshöhen allerdings zu Problemen bei der Ernte führen, Schüttler besser als Rotordrescher, Hybridmähdrescher bedingt geeignet
    modifizierter Mähdrescher: ähnlich Rapsschneidwerk verlängerter Tisch, hohe Schnitthöhe beim Schneidwerk, größerer Durchmesser Dreschtrommel

Quellen

[1] BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT (LFL) (2019): Basisdaten. für die Umsetzung der Düngeverordnung. Stand: Januar 2019: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), 49 Seiten

[2] BÓCSA, I.; KARUS, M. (1997): Der Hanfanbau. Botanik, Sorten, Anbau und Ernte. Heidelberg: C.F. Müller, 173 Seiten, ISBN 3-7880-7568-6

[3] BOULOC, P.; SERGE, A.; ARNAUD, L. (2013): Hemp. Industrial production and uses. Wallingford, Oxfordshire, UK: CABI, 313 Seiten, ISBN 978-1-84593-792-8

[4] MUNDELL, R., WILLIAMS, D.W. (2018): An Introduction to Industrial Hemp and Hemp Agronomy. University of Kentucky. 6 Seiten

[5] OFNER, K. (2014): Einfluss der Sorte und des Standortes bei Hanf (Cannabis sativa L.) in der Ganzpflanzennutzung im semiariden Produktionsgebiet. Dissertation. Wien: Universität für Bodenkultur, 159 Seiten

[6] STEINERT, K., EISENKRÄMER, N. (2019): Sandböden fruchtbar machen. Ökolandbau auf kargen Böden in Nordbrandenburg. Lumbrico. Konservierender ökologischer Landbau. September 2019, Nr.4, S.4–13

[7] WENDLAND, M.; DIEPOLDER, M.; OFFENBERGER, K.; RASCHBACHER, S. (2018): Leitfaden für die Düngung von Acker- und Grünland. Stand: Januar 2018. 14. Aufl. Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) (Hrsg.). Freising-Weihenstephan: Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz. LfL Information; Gelbes Heft, 98 Seiten