Lein (Linum usitatissimum L.)

Leinbestand mit lila-blauen Blüten und grünen Stängeln und Blättern

Lein oder auch Flachs aus der Pflanzenfamilie der Leingewächse (Linaceae) gehört zu den ältesten Kulturarten. Die Kulturpflanze hat seinen Ursprung in Nordafrika und Südwestasien. Beim Anbau von Lein wird zwischen den beiden Nutzungsmöglichkeiten Ölgewinnung (z. B. für Oleochemie, als Nahrungs- oder Futtermittel) und Fasererzeugung unterschieden. Entsprechend der vorrangigen Nutzung sind die Leinsorten entweder stark verzweigt für einen hohen Samenansatz oder bilden erst weit oben wenige Verzweigungen für lange, gleichmäßige Fasern.

Bis ins 19. Jahrhundert wurde Lein in Deutschland als Textilrohstoff in der Industrie verwendet. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde Lein mehr und mehr durch Baumwolle ersetzt. Aufgrund steigender Baumwollimporte und der Entwicklung synthetischer Fasern wurde der Anbau von Lein in Westdeutschland in den 1950er Jahren und in der DDR in den 1970er Jahren vollständig eingestellt. Seit den 1980er Jahren hat die Anbaufläche von Lein in Deutschland wieder zugenommen, insbesondere in der ökologischen Landwirtschaft. Heutzutage wird in Deutschland hauptsächlich Öllein angebaut.

Viele lila Leinblüten, manche Blüten sind noch geschlossen. Die Stängel und Blätter sind grün.

Feld mit blühenden Leinpflanzen

Leinbestand mit geschlossenen, grünen Blüten, grünen Blättern und Stängeln.

Leinfläche

Leinbestand mit himmelblauen, geöffneten Blüten. Die geschlossenen Blüten sind braun-gelblich und Stängel sowie die Blätter grün.

Leinbestand mit Blüten

Lila Leinblüten mit grünen Stängeln und Blättern.

Leinbestand

Anbauhinweise

Standortansprüche:

  • Der Wasserbedarf von Öllein ist gering.
  • Für die Erzielung hoher Erträge sind Niederschläge in einer Höhe von ca. 120 mm in den Monaten Mai und Juni notwendig.
  • Humose Lehmböden sind beim Anbau zu bevorzugen.
  • Der pH-Wert sollte zwischen 6 und 7 liegen.

Fruchtfolgegestaltung:

  • Lein ist selbstunverträglich, daher sollte eine Anbaupause von mindestens fünf Jahren eingehalten werden.
  • Als Vorfrüchte eignen sich Sommergerste, Winterweizen, Wintergerste (alle mit Winterzwischenfrüchten) und Mais sehr gut.
  • Die Sortenwahl wird von folgenden Faktoren beeinflusst: Nutzungsrichtung, Ertragsleistung, Ertragssicherheit, Standfestigkeit, Abreifeverhalten und Samenfarbe.

Aussaat:

  • Mitte März bis Mitte April (so früh wie möglich).
  • Saatstärke: 450–550 keimfähige Körner/m2.
  • Saattiefe: 2 cm.
  • Reihenabstand wie bei Getreide.
  • Aussaat mit Drillmaschine.
  • Keimtemperatur: +3 °C.
  • Frostverträglichkeit bis –5 °C.

Pflege:

  • Geringe Konkurrenzkraft gegen Unkräuter.
  • Mithilfe mechanischer Unkrautregulierung sind gute Bekämpfungserfolge gegen Unkräuter erzielbar. Hackgerät oder Striegel sind hierfür geeignet.
  • Auf Standorten mit hohem Unkrautdruck führt eine chemische Unkrautbekämpfung zu deutlichen Ertragssteigerungen.
  • Bedeutsame Krankheiten im Leinanbau sind Wurzelhals- und Stängelfäule, Fusarium, Leinschwärze und die Pasmo-Krankheit, nicht gegen alle Krankheiten sind Pflanzenschutzmittel verfügbar.
  • Bei den Schadinsekten sind Erdflöhe, besonders in frühen Entwicklungsstadien der Pflanzen, zu beachten.

Düngung

  • N-Bedarfswert nicht festgelegt.
  • Eine N-Düngung von 20–50 kg N/ha genügt bereits bei niedrigen Nmin-Gehalten. Eine zu hohe N-Vorsorgung kann zu Lager und somit zu Ertrags- und Qualitätsminderungen führen.
  • Keine organische Düngung, wegen unkontrollierter N-Mineralisation (Gefährdung der Standfestigkeit).
  • P-Bedarf: 15 kg/ha [1].
  • K-Bedarf: 50 kg/ha [1].
  • S-Bedarf: 20 kg/ha [2].

Ernte Öllein:

  • Mitte August bis Mitte September.
  • Die optimale Druschfeuchte liegt bei 9–11 %.

Ernte Faserlein:

  • Ab Mitte Juli.
  • Für die Ernte ist eine Spezialmaschine erforderlich. Sie zieht die Pflanzen mit Wurzel aus dem Boden („raufen“) und legt sie im Schwad ab.
  • Die Pflanzen bleiben für die Röste mehrere Wochen auf dem Feld liegen und werden in dieser Zeit mehrmals gewendet. Ideal ist es, wenn sich nach der Raufe ein Wechsel zwischen Niederschlag und Sonnenschein einstellt. Kommt es allerdings durch zu hohe Niederschlagsmengen zu Abschwemmungen und Verwirrungen im Schwad oder durch lokale Stürme zum Auftürmen der Stängel, müssen die Schwaden entweder von Hand geordnet oder ein Teil des Erntegutes verworfen werden.
  • Die Röste ist notwendig, um die holzigen Stängelbestandteile von den Fasern trennen zu können. Ihr Verlauf ist entscheidend für die erzielte Faserqualität.
  • Vor dem Anbau muss abgeklärt werden, wer das Faserlein-Stroh zur weiteren Verarbeitung abnimmt.

Quellen:

  • [1] Informationssystem für die integrierte Pflanzenproduktion (2023): Anbautelegramm "Öllein". URL: https://www.isip.de/isip/servlet/isip-de/infothek/oelsaaten/oellein/anbautelegramm, (Stand: 23.05.2023).
  • [2] A. Windt, B. Holtschulte, B. Putz, B. C. Schäfer (2011): Kapitel 6 - Blattfrüchte. IN: N. Lütke Entrup, B. C. Schäfer (Hrsg.): Lehrbuch des Pflanzenbaues: Band 2: Kulturpflanzen. Bonn: AGROCONCEPT, S. 489–656.