Anbauhinweise Dualnutzungshanf

Sortenwahl

  • es sollte auf einhäusige Sorten gesetzt werden, da zum Zeitpunkt der Samenreife geerntet wird
  • wichtige Kriterien sind die Stroh- und Kornertragsfähigkeit [2]
  • Sortenbeispiele mit Ergebnissen aus TFZ-Testanbau 2019:
    Fedora 17: höchster Kornertrag mit ca. 750 kg/ha und guter Strohertrag mit ca. 80 dt TM/ha,
    Felina 32: guter Kornertrag mit ca. 700 kg/ha und höchster Strohertrag mit ca. 85 dt TM/ha,
    Secuieni Jubileu: Kornertrag mit ca. 580 kg/ha und Strohertrag mit ca. 60 dt TM/ha,
    Zenit: Kornertrag mit ca. 500 kg/ha und Strohertrag mit ca. 65 dt TM/ha

Saat

  • Saatstärke: 45 bis 60 kg/ha oder 200 bis 250 keimfähige Körner pro m2 [6]
  • Reihenweite: 12 bis 20 cm [6]
  • Saattiefe: 3 bis 4 cm; zu tiefe Ablage führt zu lückigem Feldaufgang, bei zu seichter Ablage besteht die Gefahr von Vogelfraß oder der Austrocknung des Saatkorns [2]
  • Aussaat: etwa ab Mitte April bei einer Bodentemperatur von 5 bis 10 °C; Hanfkeimling ist bis zum Fünfblattstadium gegenüber Temperaturen von weniger als -5 °C empfindlich [2] [3]
  • Technik: Getreidedrille

Pflege

  • bei richtiger Bestandsführung sind beim Nutzhanf keine chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen erforderlich
  • für Nutzhanf sind in Deutschland bisher keine Pflanzenschutzmittel zugelassen
  • hinsichtlich der Unkrautregulierung ist es wichtig, dass dem Hanf durch eine optimale Aussaat günstige Startbedingungen für eine rasche Jugendentwicklung bereitgestellt werden

Düngung

  • Düngeform und Düngezeitpunkt: Mineraldüngung kann vor, zur oder nach der Aussaat erfolgen; organische Düngung sollte im Frühjahr vor Aussaat stattfinden [2]
  • Stickstoffbedarfswert: 160 kg/ha für Hanf als Faserpflanze, für Dualnutzungshanf liegen bisher keine gesonderter Bedarfswert vor [1] [7]
  • Düngung TFZ-Testanbau 2019: Stickstoffangebot von 126 kg/ha war für diese Nutzungsrichtung ausreichend (Nmin 66 kg/ha plus 60 kg/ha mineralischer Stickstoff)

Ernte

  • Erntefreigabe: unter normalen Wachstumsbedingungen ist Nutzhanf bis mindestens 10 Tage nach dem Ende der Blüte weiterzupflegen und darf erst beerntet werden, wenn Freigabeschein von BLE erhalten wurde oder die Kontrolle durchgeführt wurde (für weiterführende Informationen siehe „Rechtliche Regelungen“)
  • Druschtermin: ab Samenreife, erkennbar am „Rascheln“ der Samen in der Samenhülle, Stängel noch grün, entspricht einer Samenreife von ca. 70 %
  • Technik:
    Mähdrescher: hier können zu hohe Wuchshöhen allerdings zu Problemen bei der Ernte führen, Schüttler besser als Rotordrescher, Hybridmähdrescher bedingt geeignet
    modifizierter Mähdrescher: ähnlich Rapsschneidwerk verlängerter Tisch, hohe Schnitthöhe beim Schneidwerk, größerer Durchmesser Dreschtrommel
    Mähwerk: sehr scharfen Messern notwendig;
    Spezialmaschinen z. B. Maschinensystem „HempCut“ mit reihenunabhängigem Kemper-Mähvorsatz, bei dem das Häckseltrommelaggregat aus nur einer Messereinheit besteht oder Erntesystem „Tebeco“, bei dem die Einkürzung des Stängels über das Scherenschnittprinzip mit einem dreistufigem Doppelfingerschneidwerk erfolgt [4] [5]
    Ballenpresse: nach Röste folgend

Quellen

[1] BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT (LFL) (2019): Basisdaten. für die Umsetzung der Düngeverordnung. Stand: Januar 2019: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), 49 Seiten

[2] BÓCSA, I.; KARUS, M. (1997): Der Hanfanbau. Botanik, Sorten, Anbau und Ernte. Heidelberg: C.F. Müller, 173 Seiten, ISBN 3-7880-7568-6

[3] BOULOC, P.; SERGE, A.; ARNAUD, L. (2013): Hemp. Industrial production and uses. Wallingford, Oxfordshire, UK: CABI, 313 Seiten, ISBN 978-1-84593-792-8

[4] GUSOVIUS, H.; PAULITZ, J. (2009): Current developments for efficient raw material supply procedures enforcing costeffective bast fibre production in Europe. Journal of Biobased Materials and Bioenergy, Jg. 3, S. 262–264

[5] GUSOVIUS, H.-J.; HOFFMANN, T.; BUDDE, J.; LÜHR, C. (2016): Still special? Harvesting procedures for industrial hemp. Landtechnik. Agricultural Engineering. Jg. 71, Nr. 1, S. 14–24

[6] MUNDELL, R., WILLIAMS, D.W. (2018): An Introduction to Industrial Hemp and Hemp Agronomy. University of Kentucky. 6 Seiten

[7] WENDLAND, M.; DIEPOLDER, M.; OFFENBERGER, K.; RASCHBACHER, S. (2018): Leitfaden für die Düngung von Acker- und Grünland. Stand: Januar 2018. 14. Aufl. Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) (Hrsg.). Freising-Weihenstephan: Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz. LfL Information; Gelbes Heft, 98 Seiten