TFZ-Feldtag in Straubing
Dem Klimawandel gewachsen

Straubing, 31.08.2016: Über alternative Energiepflanzen haben Wissenschaftler des Technologie- und Förderzentrums (TFZ) beim Feldtag am Dienstag (30. August) am Stadtrand von Straubing informiert. An zwei verschiedenen Versuchsflächen des TFZ besichtigten rund 25 Teilnehmer verschiedene ein- und mehrjährige Kulturen und ließen sich dabei deren Eigenschaften im Hinblick auf die Biogasproduktion oder auch die thermische Nutzung erklären. Infolge des Klimawandels und der zunehmenden Extremwetterereignisse ist der Ertrag oft unsicher und die Substratqualität gefährdet. Durch ihre Versuche sorgen die TFZ-Wissenschaftler dafür, dass sich langfristig neue und wiederentdeckte Energiepflanzen etablieren können. „Vor allem Landwirten wollen wir Alternativen aufzeigen und über die Vorzüge der einzelnen Kulturen informieren“, betonte Dr. Maendy Fritz, Leiterin des Sachgebiets Rohstoffpflanzen und Stoffflüsse des TFZ. Mitarbeiter des bayernweiten Beraternetzwerks LandSchafftEnergie, das vom TFZ in Straubing aus koordiniert wird, unterstützten den Feldtag.

Im Fokus des Feldtags in Straubing standen die Vorteile der einjährigen Kulturen wie Acker-Hellerkraut, Amarant, Buchweizen, Leindotter, Quinoa, Sandhafer und Sorghum. Durch diese Energiepflanzen sind abwechslungsreiche Fruchtfolgen möglich, die sich in ökologischer als auch produktionstechnischer Hinsicht auszeichnen. Als mehrjährige Kulturen werden auf den Straubinger Versuchsflächen Durchwachsene Silphie, Miscanthus, Riesenweizengras, Sidamalve und Wildpflanzenmischungen angebaut. „Haben sich diese Pflanzenarten erst einmal etabliert, sind sie pflegeleicht und schützen den Boden und Gewässer durch ihre lange Standdauer“, so Dr. Fritz.

Auf den Versuchsparzellen konnten sich die Besucher zu verschiedenen alternativen Kulturen hinsichtlich Vegetationszeitbedarf, Trockentoleranz, Ertragssicherheit, Ertragsstabilität und Substratqualität unter bayerischen Standortbedingungen und damit auch zu Anbauempfehlungen informieren. „Auflockerung von Fruchtfolgen durch Kulturen mit kurzer Vegetationszeit“ war ein Projekt, das die TFZ-Wissenschaftlerin Daniela Schumann vorstellte. „Nach der Ernte von überwinternden und leistungsstarken Erstkulturen wie Ganzpflanzengetreide oder Ackerfuttermischungen zur Nutzung als Biogassubstrat öffnet sich im Sommer eine Vegetationslücke bis zur nachfolgenden Hauptkultur. Dieses Zeitfenster ist normalerweise für leistungsstarke Sommerkulturen wie Mais und Sorghum zu kurz, um entsprechend hohe und silierfähige Erntemengen zu erreichen“, erklärte Schumann. Als späte Zweitfrüchte wurden daher unter anderem Buchweizen, Quinoa, Sandhafer und Leindotter angebaut, die sich durch einen kurzen Vegetationszeitbedarf sowie eine hohe Trockentoleranz auszeichnen. „Damit sollen zum einen abwechslungsreiche Fruchtfolgen gefördert und zum anderen die Flächenproduktivität gesteigert werden. Durch die Zweit- bzw. Zwischenfrüchte wird auch der Bodenschutz gefördert und die Biodiversität erhöht“, betonte Schumann.

Am Versuchsfeld „Schaugarten“ war unter anderem die Durchwachsene Silphie mit ihren leuchtend gelben Blüten zu bewundern. Der mehrjährige Korbblütler stammt ursprünglich aus Nordamerika. Sie ist mehrjährig und wird mehr als zwei Meter hoch. Verwachsene Blattpaare am vierkantigen Stängel bilden kleine Becher, in denen sich Tau und Regenwasser sammelt, weswegen sie auch als Becherpflanze bezeichnet wird. Für hohe Erträge braucht sie ausreichend Wasser und Nährstoffe. Da sie von Juli bis September blüht, bietet sie ausreichend Nahrung für Insekten. Geerntet wird Ende August bis Anfang September. „Ab dem zweiten Jahr wird die Durchwachsene Silphie als Biogassubstrat genutzt. Ein hoher Flächenertrag mit Energieerträgen bis zu 42.000 kWh je Hektar machen die Pflanze interessant für die Biogasproduktion“, erklärte TFZ-Wissenschaftlerin Dr. Anja Hartmann.

Der Schaugarten in Straubing gehört zu den zehn Informations- und Demonstrationszentren Energiepflanzenanbau, die 2013 bayernweit errichtet wurden. Bei dem Projekt arbeiten die drei Forschungseinrichtungen des bayerischen Landwirtschaftsministeriums (Landesanstalt für Landwirtschaft, Landesanstalt für Wein- und Gartenbau sowie das TFZ) intensiv zusammen und bündeln ihr Fachwissen. Landwirte, Jäger, Berater, Grundeigentümer oder Privatpersonen können sich auf den frei zugänglichen Flächen an Praxisbeispielen jederzeit kostenlos zu möglichen Alternativen zum Mais informieren. Fest installierte Schautafeln liefern das ganze Jahr über Informationen zu den einzelnen Energiepflanzen.

Feldtag Straubing August 2016

Die Besucher des Feldtags zeigten sich interessiert an alternativen Energiepflanzen – unter anderem an der Durchwachsenen Silphie, die bis zu zwei Meter hoch wird.