Von der Lust, noch mal was Neues anzupacken
von Straubinger Tagblatt, 20.02.2019

Dr. Barbara Neff ist Direktorin des Nawareum – Eröffnung des Projekts für 2020 geplant

Die ersten vier Wochen als Neustraubingerin liegen hinter ihr. Dr. Barbara Neff, Geologin und Geografin, ist von Berufswegen aus der Schweiz nach Straubing gezogen. Die 52-Jährige gebürtige Baden-Württembergerin hat einen Job angetreten, in dem sie niemandes Nachfolger ist: Sie ist Direktorin des Nawareum („zentraler Informations- und Erlebnisort zum Energie- und Rohstoffwandel“), das der Freistaat mit einer Investition von 26 Millionen Euro an der Schulgasse baut und das im Laufe des nächsten Jahres eröffnet wird.
Die vergangenen 20 Jahre hat Dr. Barbara Neff in der Schweiz gelebt und gearbeitet. Sie war in leitenden Positionen im Naturhistorischen Museum Basel tätig, an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und im Kantonsmuseum in Liestal, hat Dauerausstellungen konzipiert und Gelder eingeworben. Fragen aufzuwerfen, die unsere heutige Wirklichkeit, unsere Wahrnehmung und Werte betreffen, macht ihr Freude. Deshalb hat es sie zwischenzeitlich gereizt, einen zweijährigen beruflichen Abstecher in die Kantons-Kulturpolitik zu machen, als Vorsteherin der Abteilung Kulturförderung im Amt für Kultur in Bern.Um wertvolle Erfahrungen reicher kehrte sie zu ihren Wurzeln zurück und verantwortete die vergangenen zwei Jahre als stellvertretende Direktorin Projekte für das Schweizer Science Center Technorama in Winterthur. Nebenbei hat sie mit ihrem Mann zwei Söhne großgezogen, die gerade am Einstieg ins Berufsleben beziehungsweise kurz vor Ende ihres Studiums stehen. Mit ihrem Mann führt sie seit ihrem Umzug nach Straubing eine Wochenend-Beziehung.
Inspiration von Maria Sibylla Merian
„Vor zwei Jahren bin ich 50 geworden“, erzählt sie über diese selbstgewählte Wende. Da habe sie trotz ihres beruflichen Erfolgs und privaten Glücks zunehmend die Frage beschäftigt, ob das denn alles war. In der Zeit hat sie zufällig einen Radiobeitrag gehört. Darin war die Rede von Maria Sibylla Merian, einer Naturforscherin und Künstlerin aus dem 17. Jahrhundert, die im Alter von 52 Jahren zu einer zwei-jährigen Forschungsreise nach Surinam aufgebrochen ist. „Da wusste ich, das war´s noch nicht“, sagt sie lachend. Als ihr dann auch noch die Stellenausschreibung für die Leitung des Straubinger Nawareum in die Hände fiel, hat sie die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Die Kombination von nachwachsenden Rohstoffen, nachhaltiger Energie, von Forschung am Standort und der Absicht, dies den Bürgern auf populäre Weise nahe zu bringen, hat sie auf Anhieb begeistert. Dass die erfahrene Ausstellungsmacherin und Projektleiterin dabei auch noch die Chance hat, etwas Neues mitaufzubauen, war das sprichwörtliche I-Tüpferl.
Von ihrem Arbeitgeber, dem Technologie- und Förderzentrum, dem das Nawareum zugeordnet ist, ist sie begeistert. Die Kultur, mit der man hier miteinander umgehe und mit der man Nachhaltigkeit vorlebe, hat Eindruck auf sie gemacht. Straubing, das sie bis dahin nicht kannte, konnte außerdem auf Anhieb punkten. Denn neben der Donaulandschaft, dem Stadtplatz und der Altstadt, hat sie der Flugplatz Wallmühle begeistert. Sie hat in der Schweiz begonnen, den Motorflugschein zu machen und kann die Ausbildung beim hiesigen Luftsportverein abschließen. Das freut sie sehr.
Vorliegendes Konzept in die Praxis umsetzen
Ihre Aufgabe mit dem insgesamt 30-köpfigen Nawareum-Team aus dem Kompetenzzentrum (KoNaRo) besteht darin, das vorliegende Konzept zu fokussieren, zu koordinieren und in die Praxis umzusetzen, einschließlich Einrichtung eines Shops und Verpachtung des Nawareum-eigenen Bistros, in dem Nachhaltigkeit auch gastronomisch umgesetzt werden soll. Die Eröffnung des Hauses ist für Herbst 2020 angepeilt.
Es stehe bereits fest, wie die einzelnen Ausstellungen eingebaut werden, bilanziert sie. Das gelte es jetzt im Detail fertig zu planen und umzusetzen. Die Aufregung bei den Mitarbeitern sei verständlich groß, mit einem Projekt in der Dimension hätten sie zum ersten Mal zu tun. Sie wolle mit ihrer theoretischen wie praktischen Erfahrung im Projektmanagement ihren Teil dazu beitragen, sie zu unterstützen, dass „wir das ins Ziel bringen“. Als Vorteil sieht sie dabei ihre eigene Entscheidungsfreude. „Das Konzept ist genial“, findet sie, „die künftigen Besucher werden abgeholt und auf eine spannende Reise mitgenommen“.
Wie erklärt sie jemandem, der noch nicht davon gehört hat, was das Nawareum ist? In ihren Augen ist es ein Ort, an dem man sich informieren und austauschen kann zu erneuerbaren Energien und Klimaschutz. „Ein Ort der Inspiration.“ Kein Ort, an dem mit erhobenem Zeigefinger gesagt werde, wie man etwas tun müsse, sondern ein Zugang zu Themen, die jeden angehen und zu denen jeder etwas beitragen kann – so wie er will. Klimawandel kommt dort ebenso vor wie Plastikmüll in den Weltmeeren.
Zwei Jahre, schätzt sie, müsse man sich Zeit nehmen, das Nawareum nach seiner Eröffnung auf Kurs zu bringen und anhaltend Aufmerksamkeit zu erzielen. Über die Region hinaus. Ein Projekt dieser Größenordnung braucht ein großes Einzugsgebiet. Zum Besuch motivieren müsse nicht nur die Dauerausstellung aus weit über einem Dutzend thematischer Segmente, sondern vor allem deren Vermittlung in attraktiven Workshops, Führungen und kreativen Angeboten. „Da bleibt schon was zu tun“, sagt sie. Und macht dabei den Eindruck, dass ihre Ärmel hochgekrempelt sind.

Quelle: Straubinger Tagblatt, 20.02.2019.

Frau Dr. Neff und Herr Dr. Widmann stehen im NAWAREUM

Seit dem 15. Januar 2019 wird das NAWAREUM in Straubing von Dr. Barbara Neff geleitet. Dr. Bernhard Widmann, Leiter des Technologie- und Förderzentrum, heißt sie im NAWAREUM als neue Direktorin willkommen.

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